Zwischen Nord und Nacht
Marie hat sich für ihre Tochter Lu vor allem eins gewünscht: Dass sie, sobald sie erwachsen ist, ihre eigenen Wege geht und das mütterliche Nest verlässt. Doch als es so weit ist, kommt alles anders. Denn Marie macht sich Sorgen um die Beziehung
ihrer Tochter mit dem psychisch labilen Tor. Und auf einmal ist sie es, die nicht loslassen kann. So beschließt sie, im Leben einer anderen Mutter zu forschen., die vor etwa einhundert Jahren gelebt hat: Helena Södergan, die Mutter der berühmten Dichterin Edith. Um ihrem Einzelkind Edith das Leben leichter zu machen, nimmt Helena ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen bei sich auf. Im Leben beider Mütter kommt es durch die Sorge um die eigene Tochter zur Katastrophe. - In ihrem zweiten Buch in deutscher Übersetzung stellt die preisgekrönte Autorin Gohril Gabrielsen die Frage, die wohl fast jede Mutter kennt: Ist es möglich, eine perfekte Mutter zu sein? Antwort: Nein, denn der Wunsch (oder die Erwartung an die Mütter) nach Perfektion kann nicht immer gut gehen... Die Autorin führt tief in die mütterliche Psyche hinein mit all ihren Zweifeln, Ängsten und dem unbedingten Wunsch, "das Beste" für das eigene Kind zu tun. Anspruchsvoll, anstrengend und lesenswert.
Tanja Bergold
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Zwischen Nord und Nacht
Gøhril Gabrielsen ; aus dem Norwegischen von Hanna Granz
Insel Verlag (2022)
270 Seiten
fest geb.