Mrs Agatha Christie
Die junge Agatha Miller heiratet aus Liebe Archibald Christie und hält sich an die Vorgaben für Ehefrauen in dieser Zeit: die Zufriedenheit des Ehemannes als die wichtigste Aufgabe einer guten Ehefrau. Dahinter stehen eigene Bedürfnisse und selbst
die Kinder zurück. Doch Archie ist nicht zufriedenzustellen, er beginnt eine Affäre mit einer jüngeren Frau, will sich dafür von Agatha scheiden lassen. Da verschwindet sie, und die Hinweise verdichten sich, dass ihr Ehemann sie ermordet hat. Doch sie hatte beschlossen zu verschwinden und „lässt“ sich nach elf Tagen finden, sorgt aber dafür, dass der Verdacht gegen ihren Mann bestehen bleibt, um ihn unter Druck zu setzen, damit er als Grund für die Scheidung seinen Ehebruch nennt und Agatha schuldlos geschieden wird. Ihr Verschwinden sorgt außerdem für Publicity, ihre Kriminalromane sind so gefragt wie nie zuvor, ihre Karriere als bekannte Kriminalromanautorin beginnt. - Marie Benedict schreibt erneut - siehe „Lady Churchill“ (BP/mp 21/697) - über eine starke Frau, und sie wählt wieder diese als Ich-Erzählerin, hier in jedem zweiten Kapitel, welches die Geschichte der Ehe und im zweiten Teil die Auflösung des Verschwindens beschreibt, die anderen Kapitel, im Präsens geschrieben, nehmen die Perspektive von Archie während der Suche nach Agatha ein. Damit ergibt sich ein Problem: Agatha hat den Plan ihres Verschwindens selbst entwickelt, genauso, wie sie die verschlungenen Wege ihrer Krimis entwirft. Dann ist es aber merkwürdig, wenn sie gleichzeitig aus der Perspektive der ahnungslosen, um die Ehe kämpfenden Frau erzählt. Außerdem ist auffällig, dass Agatha Christie wie Lady Churchill in der Darstellung von M. Benedict dadurch wächst, dass die Männer negativ und dumm dargestellt werden. Auch haben beide Frauen große Probleme mit der Mutterrolle. Trotzdem: Das Buch ist angenehm zu lesen, hat aber wenig Gehalt. Als leichte Lektüre geeignet.
Barbara Schürmann-Preußler
rezensiert für den Borromäusverein.

Mrs Agatha Christie
Marie Benedict ; aus dem amerikanischen Englisch von Marieke Heimburger
Kiepenheuer & Witsch (2022)
315 Seiten
kt.