Malinverno

Nach dem Debütroman des Autors ("Der Postbote von Girifalco", BP/mp 19/408), in dem ein eigenwilliger Postbote die Liebesdinge der Bewohner/-innen eines kleinen kalabrischen Dorfes durch taktische Zustellungspraxis beeinflusst, ist es im neuen Buch nun ein Bibliothekar, der auch Friedhofswärter wird. Wieder ist die Erzählung in einem kleinen Dorf Kalabriens in den 1970er-Jahren angesiedelt, in dem der beeinträchtigte Einzelgänger Astolfo durch die Anweisung der Gemeindeverwaltung seine Bestimmung als örtlicher Bibliothekar und Friedhofswärter findet. Morgens betreut er den Friedhof, um am Nachmittag, nach der Siesta die Bibliothek bis 18 Uhr zu öffnen und anschließend auch das Friedhofstor wieder abzuschließen. Als der Junggeselle Astolfo ein abgelegenes Grab mit dem Bildnis einer schönen jungen Frau ohne Namen und Daten entdeckt, verliebt er sich in das Bild und gibt ihr einen literarischen Namen: Emma Bovary. Fortan verbringt er mit wachsender Zuneigung viel Zeit an der Grabstelle. Doch dann steht eines Tages eine Besucherin mit großer Ähnlichkeit mit dem Foto vor eben diesem Grab und für den Friedhofswärter beginnt ein Rätselraten, bis sich die junge Frau offenbart. Sie ist die Tochter der geheimnisvollen Namenlosen und Astolfo verliebt sich in sie. Auch wenn diese Liebe einseitig ist, gibt es ein versöhnliches Ende um die geheimnisvolle Frau und ihre Tochter. – Der Autor lässt seine ganze Liebe zur Literatur, seine umfassende Belesenheit in der Weltliteratur und seine Sympathie für eine vergangene dörfliche Gemeinschaft in den nachdenklichen Protagonisten Astolfo Malinverno einfließen, der einfühlsam-literarisch über das Leben, den Tod und die Liebe philosophiert. Mystische, romantische bis kuriose Geschichte als Hommage an die Kraft der Literatur als Lebensbegleitung und Bewältigung. Als Schmöker für Leseratten mit einem Faible für Literatur und Italien gerne empfohlen.