Bis an die Grenze
Josie will Abstand gewinnen von ihrem bisherigen Leben, nachdem sie sich von ihrem Taugenichts von Ehemann getrennt hat und nach einem Schadensersatzprozess ruiniert ist. So mietet sie ein klappriges Wohnmobil und fährt mit ihren beiden Kindern Paul und Ana quer durch Alaska, immer auf der Flucht vor vermeintlichen Verfolgern und vor Waldbränden. Sie hofft auf eine Eingebung, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll. Zudem sucht sie das Abenteuer eines Lebens in der ungezähmten Natur. Ein monatelanges Nomadenleben beginnt. Sie begegnen anderen Aussteigern: Menschen, die den täglichen Kampf ums Auskommen hinter sich lassen wollen - die Sorgen um Mietzahlungen, Kredite und Steuerschulden. Der stetige Szenenwechsel und die entscheidungsscheue, selbstmitleidige Mutter machen die Lektüre stellenweise zäh. Dabei zeigen sich die Kinder als die eigentlichen Helden der Geschichte. Paul ist acht Jahre alt, sanftmütig und stets eine Spur vernünftiger als seine Mutter. Ana ist gerade einmal fünf und viel unberechenbarer, wird aber von Paul beschützt. Vor allem die Auseinandersetzungen zwischen Josie und ihren Kindern sind berührend. Denn auf ihrem Roadtrip durch Alaska grübelt Josie nicht nur über ihr Leben nach, sondern auch über ihre Rolle als Mutter. Einem simplen Happy End entgeht der Autor geschickt und auch auf die großen Fragen nach dem Glück gibt er keine einfachen Antworten. Leser, die von "Der Circle" (BP/mp 15/140) fasziniert waren, erleben einen überraschend anderen Dave Eggers. Für alle Büchereien gut geeignet. (Übers.: Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Bis an die Grenze
Dave Eggers
Kiepenheuer & Witsch (2017)
479 S.
fest geb.