Hysteria
Protagonist Bergheim lebt in einer Gesellschaft, die der unsrigen nicht unähnlich, jedoch um einen Tick weitergedacht ist. Alkoholkonsum ist abgeschafft, auch Kaffee und andere Aufputschmittel sind verpönt. Stattdessen trifft man sich in der Aromabar, wo man den besonderen Kick bei einer Duftreise erleben kann. Teile der Studentenschaft haben den Menschen an sich als das globale Problem erkannt und fordern einen Rückbau der vom Menschen geschaffenen Umwelt. Bergheim ist ein hypersensibler Zeitgenosse, der zu Panikattacken neigt. Als er auf dem Markt eine Schale mit Himbeeren kritisch betrachtet, kommt ihm etwas daran komisch vor. Er stattet dem Hersteller, der Kooperative "Sommerfrische" einen Besuch ab. Dort wird er freundlich begrüßt und zu einer Betriebsbesichtigung eingeladen. Die Firma entpuppt sich als eine Art Laboratorium à la Dr. Mabuse. - Eckhart Nickels Roman erinnert an die postmodernen Romane Thomas Pynchons mit seinen Verschwörungstheorien, literarischen und popkulturellen Anspielungen. Bergheims fokussierter Blick auf Details lässt die Dinge unheimlich werden. So weiß man als Leser nie, ob die Ereignisse real sind und mit der Welt etwas nicht stimmt oder sich nur durch Bergheims intensive Wahrnehmung so darstellt. - Die gesellschaftskritische Science Fiction ist ein Spaß für literarisch interessierte Leser. (Deutscher Buchpreis 2018, Longlist)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Hysteria
Eckhart Nickel
Piper (2018)
239 S.
fest geb.