Welch schöne Tiere wir sind
Ennui - Langeweile, ein großes literarisches Thema. Hier ist es eine junge Frau, Naomi, die gelangweilt ist. Gelangweilt vom Vater und der unerwünschten Stiefmutter, gelangweilt von dem alljährlichen Urlaub auf der griechischen Insel Hydra, gelangweilt von ihrem Leben. Zusammen mit der nur wenig jüngeren Sam verbringt sie träge Tage auf der heißen Insel. Wendepunkt ist die Begegnung mit dem obdachlosen syrischen Flüchtling Faoud. Naomi überredet ihn, ihre Villa auszurauben - um ihm zu helfen? Aus Rache an ihrem Vater? Aus Langeweile? Doch diese Idee endet tödlich und Naomi hat schon zuvor über ein Leben ohne Vater und Stiefmutter phantasiert ... - Dies ist ein sehr, sehr gut geschriebener, atmosphärisch unglaublicher Roman über menschliche Abgründe. Wie der Autor diese oberflächliche, apathische und arrogante Gesellschaft beschreibt, ihre Abgründe zelebriert, das hat Klasse, zeigt Können und ist große Kunst. Empfohlen für alle Bestände. (Übers.: Stephan Kleiner)
Ruthild Kropp
rezensiert für den Borromäusverein.
Welch schöne Tiere wir sind
Lawrence Osborne
Piper (2019)
334 S.
fest geb.