Goldene Zeiten im Gepäck
1956 war Elli Kaiser Teilnehmerin bei den Olympischen Spielen in Melbourne. Dort lernte sie ihren rumänischen Kollegen Florin Petrescu kennen und lieben. Gegen Vorurteile und Verbote treffen sich die jungen Leute und suchen nach einer Möglichkeit, sich später wieder zu begegnen. Äußere Umstände lassen das scheitern. Erst am Lebensabend, nach dem Tod ihres Mannes, wagt die Goldmedaillengewinnerin die Reise nach Bukarest. Dazu engagiert sie eine Pflegehelferin, auf deren Seite ganz und gar nicht freiwillig. Resolut lässt die Seniorin sie zuerst Wien, dann Budapest und Timisoara ansteuern. Unterwegs stößt das ungleiche Paar noch auf Gabriel, einen jungen Mann, der mit Bindungen nicht klarkommt. Grenzkontrollen, Krankenhaus, ein einsames Naturschutzgebiet, unfreiwillige Trennung - an Schwierigkeiten lassen die drei nichts aus. Doch zuletzt treffen sie sich wieder in der Wohnung von Petrescu, bei Frau und Tochter. Denn der Olympiasieger ist dement und erkennt Elli nicht wieder, findet aber wohl doch noch Reste von Erinnerungen. - Obwohl der Kern der Geschichte eher schmerzlich ist, wählt die Autorin für den Handlungsstrang im Heute einen leichten Ton mit Anklängen von Abenteuerlust. Gleichzeitig aber dröselt sie dabei die verfahrene Lebenssituation der zweiten Hauptperson Karla auf, indem Elli der jungen Frau mit ihrer eigenen Lebensgeschichte auf die Sprünge hilft. Auch Gabriel ist facettenreich gezeichnet. Empfehlenswert!
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Goldene Zeiten im Gepäck
Adriana Popescu
Piper (2019)
511 S.
kt.