Amsterdamer Novelle
Roy Paulsen, Visagist beim Fernsehen, wird von seinem Sohn mit einem Foto konfrontiert, das ihn angeblich in Amsterdam auf einem Fahrrad zeigt: "Das bist du doch, oder?" Dieses Foto geht Paulsen nicht mehr aus dem Kopf. Gleiches gilt für das Haus hinter dem Radfahrer. Es entwickelt beinahe etwas Unheimliches, Mystisches. So fährt Paulsen schließlich nach Amsterdam, um nach dem Haus zu suchen. Und tatsächlich steht er nach einem heftigen Regenguss plötzlich davor. Paulsen betritt das Haus und findet sich in einer seltsam apokalyptischen Situation. Auf einem Stuhl sitzt ein blutender Mann, der gefoltert wird. Daneben eine Frau, Lia van Dongen. Es kommt zu einer Schießerei mit drei Toten. Lia und Paulsen retten einander das Leben. Die Polizei kann das Verbrechen nicht aufklären. Paulsen kehrt zurück, sucht bei seinem Sohn das Originalfoto, doch es hat sich verändert. Lia und Roy werden ein Paar, ihr Kind Phöbe wird geboren. Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit gehen scheinbar ineinander über. Steinfest gelingt in seiner Novelle auf gerade einmal 100 Seiten ein surreales traumartiges Spiel mit Illusion und Wahrheit. Ganz im Goethe'schen Sinne der "unerhörten Begebenheit". Rechtsanwalt Willem van Dongen, Leas Bruder, treibt ein raffiniertes Spiel mit Verbrechern und Polizei. Mehr sei hier nicht verraten. Sehr empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Amsterdamer Novelle
Heinrich Steinfest
Piper (2021)
107 Seiten
fest geb.