Strom
Auf der Demenz-Station häufen sich unerklärliche Notfälle mit Reanimationsbedarf, bei denen der Leser schon die Erklärung kennt. Frank, einer der Pfleger mit psychischen Problemen, sorgt dafür, dass er bei diesen Notfällen durch seine erfolgreiche Reanimation allgemein bewundert wird - auch wenn diese Patienten kurze Zeit darauf versterben. Auch Nora, neue Praktikantin, steht unter enormem Druck, weil sie ungewollt schwanger wurde. Und sie wird Franks Station zugeteilt, wo sie mit viel Empathie versucht, die schwierige Lage zu meistern und sich mit dem Pfleger Diddy anfreundet. Diddy weist zusammen mit Nora die Mordversuche Franks nach. Bei der Pflegedienstleitung stößt er auf taube Ohren, der Ruf der Klinik soll nicht leiden. Am Ende wird Frank entlassen und seine Vergehen vertuscht. - Die Frage, wie die Pflegenden die psychische Belastung verkraften, steht in diesem Roman im Mittelpunkt. Der Autor klagt dabei auch das Gesundheitssystem an, das nicht mehr die Menschen im Blick hat, sondern nur noch den Fall und den kurzfristigen Profit. Der spannende Roman fordert von den Lesern psychische Stabilität bei dieser auf realen Vorkommnissen basierenden Geschichte.
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Strom
Tobias Schlegl
Piper (2023)
233 Seiten
fest geb.