Gebrauchsanweisung für Israel und Palästina
Mit durchaus praktischer, dem Titel entsprechender Zielsetzung stellt der Autor die zwei nahöstlichen Nachbarn vor. In den meisten thematischen Kapiteln wechselt er oft mehrfach von einer zur anderen Seite. Nur beim Komplex Küche kommt er zu dem Ergebnis: viele Gerichte sind identisch, wenn auch mit zweierlei Namen bezeichnet. Er entschließt sich hier, dann lieber von Regionalküche zu sprechen. Selbstverständlich erklärt er Eigenheiten der koscheren Küche und die Bedeutung von "halal". Unweigerlich nimmt die trennende Historie einen breiten Raum ein. Hier klaffen die jeweiligen Perspektiven am weitesten auseinander, aber kaum weniger unterscheiden sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse. Bei der Beschreibung von gesellschaftlichen Eigenarten kommt der Autor nicht umhin, innerhalb der beiden Länder nochmals deutlich zu differenzieren. Immer wieder rät er, den Kontakt zu Einheimischen zu suchen oder zumindest damit zu rechnen, dass man angesprochen wird, wenn man nicht ausschließlich in einer touristischen Gruppe unterwegs ist. Der Reisende ist um ein Vielfaches weniger den Einschränkungen ausgesetzt, die Israel den Palästinensern beispielsweise beim Autofahren auferlegt. Schäubles Fazit: Zwei Länder, zusammen mit einer Fläche kleiner als die Schweiz, mit einer seltenen Vielfalt an Gegensätzen aller Art, die nicht zuletzt deswegen einen Besuch wert sind. - Angenehm ist die nicht wertende Darstellung. Schäuble ergreift für niemanden Partei, stellt aber gegensätzliche Argumente und Erlebensweisen klar gegenüber. Ausgespart hat er weitgehend touristische Anziehungspunkte und die Stätten der Pilger, soweit sie nicht durch den Nahost-Konflikt belastet sind. - Für Bestände, die sich bewusst nicht auf typische Reiseführer beschränken.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Gebrauchsanweisung für Israel und Palästina
Martin Schäuble
Piper (2016)
Piper ; 7667
219 S. : Ill., Kt.
kt.