Dichterkinder
Armin Strohmeyr hat Erfahrung darin, Lebensläufe und Lebensschicksale den Leser/-innen gut lesbar aufzubereiten (zul. "Die leuchtenden Länder", BP/mp 18/475). Auch mit der Fülle von persönlichen Begegnungen, Ortswechseln, Ereignissen und Daten
geht er souverän um, sodass das Buch spannend bleibt. Charakterisierungen, knappe Kommentare, kurze Quer- und Rückverweise halten die verwirrende Fülle der Vorgänge zusammen. Einfühlsam, verständnisvoll, aber auch kritisch begleitet Strohmeyr das Handeln von Erika und Klaus Mann, von Pamela Wedekind, Mopsa Sternheim, Annemarie Schwarzenbach, Gustaf Gründgens, Therese Giehse u.a., von denen einige als "enfants terribles" galten. Im Kreis dieser Berühmten gibt es stürmische Liebe, aber auch Verrat; Homosexualität und Drogenkonsum gehören oft dazu. Mit diesen Biografien entsteht zugleich ein bewegendes Bild der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem des sog. Kunst- und Literaturbetriebes. Authentizität schenken die meist kurzen Zitate aus Briefen oder Tagebüchern. Gegen Ende der 350 Seiten werden die einzelnen Lebenslinien entflochten und aufgelöst, was dem Leser eine gewisse Konzentration abverlangt. Zu literarischen Werken, besonders denen von Klaus Mann, gibt es jeweils eine kurze Notiz. Acht Seiten mit Fotos runden diese Rundreise durch ein halbes Jahrhundert ab.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Dichterkinder
Armin Strohmeyr
Piper (2020)
383 Seiten : 18 Illustrationen
kt.