Schlichte Wut
Commissario Arcadipane und sein Vize Pedrelli sind sehr verschieden: Arcadipane stammt aus dem Süden des Landes und kann sich nur schwer an die melancholische Stimmung und den vielen Regen in Turin gewöhnen; Pedrelli ist ein korrekter Piemontese, immer pünktlich, nie krank, immer anständig und immer nervig. Die beiden ergänzen sich gut und müssen den Fall einer ermordeten kolumbianischen Immigrantin lösen. Hauptverdächtiger ist ein vorbestrafter Junge, der auf allen Überwachungskameras zu sehen ist - aber Arcadipane zweifelt. Denn er verfolgt auch die Spur eines seltsamen Online-Spiels, in dem junge Menschen dazu gebracht werden, jemanden umzubringen und die Schuld auf jemand anderen abzuwälzen. Und er stößt auf einen Mann mit religiösem Wahn, der dieser Spur ebenso folgt. - Das Besondere an Longos Krimis (zul. "Die jungen Bestien", BP/mp 20/373) ist die Atmosphäre, die er beschreibt: die Wege durch die Stadt, die Menschen in Turin, den Mischlingshund, der Arcadipane begleitet, die Haushaltshilfe, die sich zu sehr um ihn kümmert und seine trübe Stimmung, da er nach der Trennung von seiner Frau allein schlecht zurechtkommt. Die Story mit dem Online-Spiel ist ziemlich abstrus und unwahrscheinlich, aber es handelt sich dennoch um einen sehr spannenden und ungewöhnlichen Krimi.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Schlichte Wut
Davide Longo ; aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Rowohlt (2022)
347 Seiten
fest geb.