Abschied von Atocha
Adam bleibt in der ersten Phase seines Forschungsprojekts in Madrid weitgehend in seinem Zimmer. Der Student mit einem Lyrik-Stipendium nimmt Drogen, Psychopharmaka und leidet unter Neuropathie. Ansonsten macht er Siesta, surft im Internet und versucht "der Realität zu entfliehen". Er glaubt nicht an sein Talent, sieht sich eher als Hochstapler. Das Stipendium ist zunächst nichts anderes für ihn als eine Verlängerung seines "adoleszenten Experimentierens". Aber allmählich lernt er Leute kennen. Seine Freunde Arturo und Teresa organisieren eine Lesung für ihn. Als der Terror-Anschlag auf den Bahnhof Atocha verübt wird, erwarten die Freunde von ihm, dass er ein Gedicht darüber schreibt. Aber Adam bleibt passiv, glaubt, sein Leben in Spanien sei nicht echt. Seine Geliebte Teresa fordert ihn schließlich auf, sich der Realität zu stellen und sich nicht länger als eingebildeten Dichter zu betrachten. Er stellt sich einer Podiumsdiskussion und ist glücklich über die Veröffentlichung seines zweisprachigen Lyrikbandes. Am Ende stellt er fest: "Es ist wunderbar, das Leben, das ich hier führe, ganz gleich, ob es meines ist!" - Für an Sprache Interessierte ist dieser Debütroman des jungen amerikanischen Lyrikers über die Empfindungen einer jungen Generation von Künstlern faszinierend zu lesen. Die vielen Gedanken über Sprache und Lyrik kontrastieren mit der oft einfachen, parataktischen Erzähl-Sprache. (Übers.: Nikolaus Stingl)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Abschied von Atocha
Ben Lerner
Rowohlt (2013)
253 S.
fest geb.