Virginia

Die Geschichte spielt in den Südstaaten der USA in den 1960er Jahren. Peggy, eine 17-jährige lesbische Studentin, verliebt sich in ihren schwulen Lyrikdozenten Lee Flemington und er verliebt sich ebenso in das androgyne Mädchen. Drei Monate lang Virginia haben sie intensiven Sex, aus dem ihr erstes Kind "Byrdie" hervorgeht und landen dann in einem zehn Jahre währenden Ehe-Horror, währenddessen ein zweites Kind, eine Tochter, geboren wird. Lee betrügt Peggy und sie hat keine Lust, die betrogene Professoren-Gattin zu spielen. Sie flieht mit ihrer Tochter und verwischt die Spuren, denn Lee lässt sie mit Haftbefehl suchen. Peggy nimmt als Meg die Identität einer Schwarzen an und lebt unter prekärsten Bedingungen, u.a. mit kleinem Drogenhandel und zwischen lauter schrägen Typen, bis am Ende schließlich alles gut wird. "Im nächsten Jahr war Karen blond, vier Jahre alt und ging auf die fünf zu. Trotzdem war es kinderleicht, sie als schwarze Sechsjährige für die erste Klasse anzumelden. Vielleicht muss man aus dem Süden stammen, um zu begreifen, was blonde Schwarze sind." Alternierend zum Leben von Meg und Karen wird Lees Leben mit Byrdie ebenso ironisch erzählt. Die Autorin spielt brillant mit US-amerikanischen Vorstellungen von Rasse, Klasse und Geschlecht. Sie zeigt, wie fragwürdig die gängigen Kategorisierungen von Geschlecht, Hautfarbe und ethnischer Zugehörigkeit sind, führt eine spießige Gesellschaft vor, in der Doppelmoral und Rassismus bis heute an der Tagesordnung sind, und entlarvt die Hautfarbe schwarz als soziales Konstrukt. Selbst das "Happy-End" ist eine Persiflage. Ein großer Lesespaß für anspruchsvolle Leser. (Übers.: Michael Kellner)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Virginia

Virginia

Nell Zink
Rowohlt (2019)

317 S.
fest geb.

MedienNr.: 597806
ISBN 978-3-498-07672-6
9783498076726
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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