Nichts Weißes
Marleen Schuller träumt schon als Kind von Buchstaben und davon, "eine Schrift zu entwerfen, die alle Vorzüge aller existierenden Schriften hat". Sie absolviert nach der Schule ein Praktikum bei einem Schriftsetzer, studiert in Kassel Grafikdesign und Visuelle Kommunikation und geht vor ihrem Abschluss nach Paris, um in einer Typografenwerkstatt zu arbeiten, wo sie mit Erfolg Schilder, Logos und Signets entwirft. Am Ende des Romans erlebt sie in Amerika die Anfänge des Computerzeitalters, das den Umgang mit der Schrift revolutioniert. Sie kann ihren Traum erfüllen, indem sie nun neue Fonts, z.B. "Dingbats" entwirft. Die Geschichte von Marleens Karriere wird immer wieder durch Rückblicke auf ihre Kindheit im katholischen Rheinland unterbrochen: Der Vater ist erfolgreicher Werbetexter, die Mutter Kinderbuchillustratorin, die drei Geschwister entwickeln sich sehr unterschiedlich. Der Autor entwirft ein Bild der 70er und 80er Jahre am Beispiel einer Familie. So wird am Beispiel des Vaters ironisch-witzig die Entwicklung der Werbegrafik und ihre zunehmende Bedeutung u.a. bei der Einführung von Tampons beschrieben. Eine faszinierende Geschichte, deren Lektüre anfangs etwas mühsam ist und infolge der vielen Zeitsprünge Konzentration erfordert.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Nichts Weißes
Ulf Erdmann Ziegler
Suhrkamp (2012)
255 S.
fest geb.