Nackter Mann, der brennt
Mit vierzehn ist Coelestin aus dem kleinen bayerischen Fremdenverkehrsörtchen Heiligsheim abgehauen nach Berlin. Er flieht vor Missbrauch und Gewalt. Vierzig Jahre später kommt er als Ludwig "Luggi" Dragomir zurück. Keiner erkennt ihn mehr, denn Drogen und ein hartes Leben haben ihn verändert. Er lässt sich im Dorf nieder. Selbst seine Verwandten erkennen ihn nicht und ihm ist das recht so, denn er will Rache, Rache für das, was ihm und anderen Jungen von den Honoratioren des Dorfes angetan wurde. Die schöne Fassade des Dorfidylls bricht in sich zusammen. Ältere Herren verschwinden, werden tot aufgefunden und in Luggi/Coelestin brennt die Wut. - Ani beschreibt in lakonischen Sätzen aus der Perspektive des Ich-Erzählers, wie aus dem Opfer ein alle Grenzen überschreitender Täter wird, wie Gewalt neue Gewalt gebiert. Ein harter, dunkler Roman, der weh tut und viel Stoff zum Nachdenken enthält. Empfehlenswert.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Nackter Mann, der brennt
Friedrich Ani
Suhrkamp (2016)
222 S.
fest geb.