Hufeland, Ecke Bötzow
Lea Streisand erzählt in ihrem Roman eine wohl autobiographisch angehauchte Kindheitsgeschichte, die kurz vor der Wendezeit beginnt. Franziskas Eltern ziehen 1986 in eine Altbauwohnung in Prenzlauer Berg. Hier erlebt Franzi fortan eine glückliche Kindheit mit ihren engsten Freunden Rico und Annabel. Die drei reimen sich die Welt zusammen, wie das Kinder eben tun. Die große Politik spielt dabei natürlich keine Rolle, sie ist allenfalls als Hintergrundrauschen präsent, zum Beispiel, wenn Franzis Eltern Treffen mit vielen Bekannten in der Küche abhalten und sich nicht darüber äußern wollen, worum es dabei eigentlich immer geht. Oder in der Schule, wo sich die Lehrerin montags besonders viele Notizen macht, wenn Franzi vom Wochenende erzählt. In diese regelrecht als Idylle geschilderte Zeit bricht plötzlich die Wende und alles wird anders. Franzi ist nun ein Teenager auf der Suche nach sich selbst in einer Umgebung, in der auf einmal alle früheren Sicherheiten und Gewissheiten verlorengegangen sind. - Der Roman ist eine unterhaltsame Schilderung der Zeit um die Wende und zeigt an einem ganz normalen Schicksal, wie die große Politik unweigerlich den Einzelnen betrifft und sein Leben beeinflusst.
Julia Heß
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hufeland, Ecke Bötzow
Lea Streisand
Ullstein (2019)
221 Seiten
fest geb.