Wut

Nachdem der Ich-Erzähler seine Mutter ins Heim gebracht hat, resümiert er ihr Leben. Frank hat als Kind unter den Wutausbrüchen seiner Mutter Maria gelitten - und er weiß, dass auch er dieses Erbe in sich trägt. Maria hatte als Kind keine liebenden Wut Eltern erlebt. Sie wurde von der Großmutter in ein Heim gegeben und von da aus zu einer Pflegefamilie mit übergriffigem Stiefvater weitergereicht. Ihre Wutanfälle beginnen, als sie immer wieder von Vertrauenspersonen im Stich gelassen wird. Maria heiratet Richie und bekommt Sohn Frank. Ihr späterer Geliebter Said darf sie nicht heiraten, wegen ihres Kindes. Ihre Wut überträgt Maria auf Frank. - Der bekannte Journalist Harald Martenstein setzt sich in seiner autobiografischen Fiktion mit seiner Rolle als Sohn auseinander. Im Prolog heißt es: "Dies ist eine Geschichte, die ich erst heute schreiben kann … Wir sehen beide nicht gut darin aus" (S. 9). Das Eingangskapitel ist schwer zu ertragen. Doch wenn der Erzähler auf seine Teenagerzeit zurückschaut, lässt er in überdrehten Szenen einen großartigen Witz durchscheinen, zum Beispiel in den großspurigen Dialogen mit Freundin Monika, die beim Joint-Rauchen regelmäßig Nietzsche und Schiller zitiert. Ein drastischer Roman, der den Fünfziger- und Sechzigerjahren nachspürt.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Wut

Wut

Harald Martenstein
Ullstein (2021)

268 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604203
ISBN 978-3-550-20120-2
9783550201202
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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