Knock out!

Schon einmal hat der bekannte deutsche Comic-Künstler Reinhard Kleist die Lebensgeschichte eines Boxers brillant grafisch umgesetzt (vgl. "Der Boxer", BP/mp 12/227). Nun erzählt er von dem dunkelhäutigen Emile Griffith, einem karibischen Zuwanderer in die USA. Mit seinem sanften Charakter und seinem Faible für den Entwurf modischer Damenhüte gelangt er nur ungewollt zum Boxsport. Doch hier macht der bekennende Schwule, der offen mit seiner Homosexualität umgeht, rasch eine steile Karriere. Aber als ihn 1962 während eines harten Fights um den Weltmeistertitel sein Gegner als "Schwuchtel" beschimpft, langt er so heftig zu, dass dieser im Ring ins Koma fällt und verstirbt. Der fortan als "Totschläger" verunglimpfte Griffith kann sich sportlich nicht mehr von diesem Schlag erholen und hat auch privat große Mühe, dieses Trauma zu verarbeiten. Kleist erzählt die Geschichte aus der Perspektive des alten, wegen seiner Homosexualität zusammengeschlagenen Boxers, der im stummen Dialog mit seinem alten Gegner um Vergebung bittet. Dynamisch und mit gekonntem Tuschstrich zeichnet er das Bild eines Amerikaners, der aufgrund seiner Hautfarbe und sexuellen Orientierung Opfer war und zum Täter wurde. Auch die neueste grafische Bilderzählung von Kleist gehört unbedingt in alle gut sortierten Graphic Novel-Bestände für Erwachsene.