Wiener Wunder
Kriminalkommissar Groschen, der bei der Wiener Mordkommission arbeitet, erhält eine anonyme E-Mail mit der Ankündigung, ein bekannter Sportler würde bald vermeintlich Selbstmord begehen. In Wirklichkeit würde ein Verbrechen verübt. Obwohl die Polizei viele solcher Nachrichten bekommt, die sie nicht ernst nehmen kann, macht diese eine E-Mail Groschen unruhig. Zehn Tage später springt der bekannte 400-Meter-Leichtathlet Edgar Wenninger aus dem Fenster seiner Wohnung und stirbt. Kurz zuvor war Wenninger des Dopings überführt worden, was durchaus als Motiv für sein Selbstmord glaubhaft wäre. Die ominöse E-Mail aber lässt Groschen an der Selbstmordtheorie zweifeln. Je mehr er sich mit dem Sportlerleben Wenningers beschäftigt, umso mehr Verdächtige aus der Welt des Dopings begegnen dem Kommissar. Doch die Spur führt zu einem Außenseiter. - Der österreichische Autor, der u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde, hat sich hier erstmals auf das Gebiet des Kriminalromans gewagt. Dabei spielt Franzobel mit Klischees, so bei der Wahl der Namen der handelnden Personen, so heißt beispielsweise der Reporter Walter Maria Schmierer. Auch die Charakterisierung der Verdächtigten gerät doch teilweise sehr klischeehaft. Ein Kriminalroman der Langsamkeit um den Tod eines Läufers.
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.
Wiener Wunder
Franzobel
Zsolnay (2014)
222 S.
kt.