Die Nacht der verschwundenen Dinge
Ich-Erzähler Thomas ist erfolgreicher Architekt und zugleich Autor von Bildbänden über asiatische Tempelanlagen. Vor allem Burma ist sein Sehnsuchtsziel. Seine Ehe mit der Mode-Designerin Christina ist nicht so perfekt, wie sie es sich vorgestellt hat. Während eines Konzerts, das er zusammen mit den Freunden Michael und Helen besucht, verliebt er sich in Helen, deren Gesicht er beobachtet: "Beim kurzen Lesen neigte sie langsam den Kopf zur Seite, wie ein Halm, als sickerte ein stiller Lufthauch in das Foyer" - eine unmögliche Liebe, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. In seiner Verzweiflung hat er eine Affäre mit einer Arbeitskollegin, aber das bringt nur kurzfristige Ablenkung. Ständig muss er daran denken, wie er Helen seine Liebe gestehen kann. Jedes Treffen der Freunde wird zur Qual. Als Thomas Christina und Michael endlich die Wahrheit sagt, bricht sein bisheriges Leben zusammen. Christina trennt sich von ihm, und Michael beendet die Freundschaft. Helen lässt ihn weiter im Ungewissen - bis zum überraschenden Schluss. - Leidenschaft, Ängste und Liebeswahn sind vom Autor intensiv beschrieben, nur die Vorliebe für Metaphern münden oft in eine übergroße Bilderflut: "Der gekräuselte Haarteich war über seine Ufer getreten und rann hinab auf das Laken." Aber die sprachlich sehr gelungenen Passagen entschädigen dafür, besonders, wenn der Autor, Fachmann für Südasien, asiatische Orte beschreibt. Sehr empfohlen.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Nacht der verschwundenen Dinge
J. F. Dam
Deuticke (2015)
202 S.
fest geb.