Die schwarze Lilie
Den früheren Dominikanernovizen Wittekind Tentronk aus Soest (s. "Die schwarze Rose": BP/mp 22/727) hat es auf seinem abenteuerreichen Lebensweg nach Florenz verschlagen. Dort wird er als Gefolgsmann der reichen Bankiersfamilie Peruzzi Zeuge der großen Pest von 1348. Vor den Augen des alten Patriarchen Pacino Peruzzi werden dessen Söhne ermordet und Wittekind ist jedes Mal dabei, aber immer zu spät, um das Schlimmste zu verhüten. Schümer entwirft ein großartiges Panorama der Stadt am Arno, mit vielen historischen Personen und gut erfundenen Figuren. Es geht um Geschäft und Politik, Literatur und Kunst, Religion und Philosophie, Action und Intrigen und um die große Liebe und das Leben an sich. Erst ganz am Schluss, nachdem Wittekind mehrfach in den tödlichen Abgrund geblickt hat, versteht er die wahren Zusammenhänge. Der Leser reibt sich streckenweise verwundert die Augen, weil sich die Krisen des fernen 14. Jh. nur kaum von den heutigen unterscheiden. – Ein toller historischer Kriminalroman mit Anspruch in der Nachfolge von Umberto Ecos "Der Name der Rose", welchem der Autor seine Reverenz erweist durch einen ganz besonderen Auftritt von William von Baskerville. Sehr empfehlenswert!
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die schwarze Lilie
Dirk Schümer
Paul Zsolnay Verlag (2023)
604 Seiten : Karte
fest geb.