Der deutsche Glaubenskrieg
Der 31. Oktober 2017 wird als außerordentlicher Feiertag in Deutschland zum Anlass des 500. Jahrestags der Reformation begangen werden. Grund für viele Autoren, eine Publikation zu diesem Thema zu veröffentlichen. Im Zentrum des Buchs von Tillmann
Bendikowski stehen die religiösen Verwerfungen in Deutschland seit der Reformation. Der proklamierte Ansatz, nicht die Person Luthers in den Mittelpunkt zu rücken, ist angesichts der Vielzahl an Lutherpublikationen grundsätzlich ein interessanter. Auch wenn diese Schwerpunktsetzung weder im Titel noch durch den Umschlag verdeutlicht wird. Denn hier steht - aus Marketing-Gründen? - nach wie vor Luther im Mittelpunkt. Problematisch ist jedoch, dass der Autor, dem selbst gestellten Anspruch, aus der Vergangenheit etwas für die Gegenwart lernen zu können, nicht gerecht wird. So werden religiös-gesellschaftliche Konflikte wie die Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland, allenfalls am Rande erwähnt. Darüber hinaus wird der Fokus zu eng auf die Probleme des Nebeneinanders von Katholiken und Protestanten in Deutschland gelegt. Dabei gäbe es in der Geschichte genügend andere Beispiele multireligiöser Nationen und Staaten. Eine Einordnung in einen breiteren historischen Kontext wäre hilfreich gewesen, wenn man tatsächlich aus der Geschichte lernen möchte. Unter den zahlreichen Publikationen zum Lutherjahr sicher nicht die erste, die eine KÖB anschaffen sollte. Vorzuziehen wäre, bes. in kleineren Beständen: Decot, Geschichte der Reformation in Deutschland (BP/mp 16/34).
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.

Der deutsche Glaubenskrieg
Tillmann Bendikowski
Bertelsmann (2016)
379, [16] S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.