Das Paradies der Täter

Im südamerikanischen "Paradies der Täter" treffen in der Nachkriegszeit geflohene Naziverbrecher und ihre jüdischen Opfer, die hier Exil gesucht haben, aufeinander. Ein Riss geht auch durch die Schülerschaft der deutschen Schule in La Plata, wo die Kinder von Nazis und jüdischen Exilanten gemeinsam lernen sollen, aber zwei verfeindete Lager bilden. An seinem ersten Tag an der neuen Schule hilft Tom, der Sohn eines ehemaligen SS-Mannes, einem jüdischen Jungen, der bei einer Prügelei unterlegen ist. Seither gilt er als Jude. Weil er sich in Walli, ein jüdisches Mädchen, verliebt hat und sich von der Tätergeneration abgrenzen will, klärt er diesen Irrtum nicht auf und verstrickt sich immer tiefer in Lügen. Eines Tages wird ein Mitschüler, der Sohn eines bedeutenden Nazis, ermordet aufgefunden. Sein Tod hat mit einer Mappe zu tun, die belastende Unterlagen über mehrere untergetauchte Nazigrößen enthält. Als der Druck zu groß wird, offenbart Tom seine wahre Identität und wird von Walli und den jüdischen Freunden geächtet. Doch er erhält eine Chance zur Bewährung, als Walli von Nazis entführt wird, um die Herausgabe der Mappe zu erpressen. Tom und die jüdischen Schüler planen, einen bewaffneten Anschlag auf das Haus zu verüben, in dem Walli festgehalten wird, um sie zu befreien. - In einer reichen Sprache schildert der Roman diese dramatischen Ereignisse aus der Sicht des jungen Protagonisten. Ohne zu einer trockenen Geschichtslektion zu geraten, beleuchtet er einen wichtigen Aspekt der Nachkriegsgeschichte und der bis heute währenden deutschen Auseinandersetzung mit der Schuldfrage. Trotz allen Unrechts, das verübt wurde, zeigt Seidel auf, dass nachfolgende Generationen die Chance und Aufgabe der Versöhnung haben.