Ravna
Erster Praktikumstag bei der norwegischen Polizei in einem Dorf im Nirgendwo der Arktis. Ravna, 18 Jahre alt, wird mit einem Mord konfrontiert. Ein langsames Einfinden in Situation und Umgang mit skeptischen älteren und/oder männlichen Kollegen funktioniert
hier nicht, entspräche allerdings auch nicht unbedingt Ravnas Charakter. Als junge Samin, die mit der Kultur ihres Volkes vertraut ist, entdeckt sie sogleich einen winzigen Hinweis an der Leiche, der auf einen samischen Ritus deutet. Die Kollegen wehren ab, aber Ravna lässt nicht locker. Auch nicht bei dem mürrischen Kommissar Rune Thor, der aus Oslo zur Lösung des Falles hinzugezogen wird. Die gemeinsame Ermittlung verläuft zwar aus unterschiedlichen Gründen sehr holprig, aber je weiter sie ermitteln, desto deutlicher wird, was das Mordopfer für ein Mensch war. Reich, mächtig und skrupellos. In jeder Hinsicht. Elizabeth Herrmann erzählt einen spannenden Thriller. Setting in ungewöhnlicher Umgebung der Arktis, kaum/kein Tageslicht, sperrige Figuren, die durch eigene Geschichten überzeugen und ein gutes Timing. Nebenbei ein interessanter Einblick in die samische Kultur, die nicht zuletzt bei Ravna eine Rolle spielt: "Was willst du eigentlich? Dass ich mein Herz und meine Gefühle an der Stechuhr abgebe? Wir alle sind Menschen, Thor! Wir haben Freunde, Familie, eine Herkunft. Die können wir nicht einfach vergessen." (S.405)
Anna Winkler-Benders
rezensiert für den Borromäusverein.

Ravna
Elisabeth Herrmann
cbj (2021)
460 Seiten : Karte
fest geb.