Tage im warmen Licht
Zentrale Themen in Kristina Pfisters (*1987) zweitem Roman (zul. "Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten", BP/mp 17/969) sind Liebe, Freundschaft, Gemeinschaft und die unterschiedlichen Arten der Frauen, mit ihren Schatten der Vergangenheit umzugehen. Vorbild ist die starke Martha, eine lebenslange Freundin von Marias verstorbener Oma Hanne, deren Erbin sie nun ist. Als Arbeits- und bald Wohnungslose verlassen die beiden mit Hund Bootsmann die Großstadt München und ziehen dort ein. Die Autorin findet treffende Formulierungen für Marias emotionale Zerrissenheit, geplagt von Zukunftsängsten und dem Ballast der Jugendjahre, Begegnungen mit früheren Freund*innen bewusst ausweichend. Sie hat vermutlich ein Problem mit Distanz und Nähe. Mit der Figur der Nachbarin Martha zeigt Kristina Pfister exemplarisch, welche Techniken aus Verhaltenstherapie, Physiotherapie, Esoterik und Spiritismus zur Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstwertgefühles zur Anwendung kommen können. Diese veranstaltet mit einer bunt zusammengewürfelten Frauengruppe bedarfsorientierte Übungen. Dabei setzt sie ihre erstaunliche Energie und ihr Wissen über Pflanzen, Bäume, Haushaltsführung, Tanz und magische Riten ein. Die anfangs als Sorgenkind geschilderte Tochter Linnea entpuppt sich in der freundschaftlichen Atmosphäre als sympathische junge Frau. Ebenso erwacht der trauernde Bootsmann zu neuem Leben. - Insgesamt ist der Handlungsverlauf voraussehbar, aber dennoch spannend, und der Roman ein kluger Text über das menschliche Miteinander mit wohlbekannten Konflikten und der Heilkraft der Liebe. Empfohlen.
Gudrun Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Tage im warmen Licht
Kristina Pfister
Fischer (2023)
382 Seiten
kt.