Über Gott und die Welt
Der Kulturjournalist Stephan Sattler konnte den bekannten Philosophen Robert Spaemann (*1927) dazu bringen, ihm in einigen längeren Gesprächen die Geschichte seines Lebens und Denkens zu erzählen. Nach einer durchaus spannenden und aufregenden Jugend
als überzeugter Nazigegner im Dritten Reich, der sich im letzten Kriegsjahr als Deserteur auf einem Bauernhof versteckte, bewegte sich das weitere Leben Spaemanns auf dem im äußerlichen Sinne weniger ereignisreichen Terrain der akademischen Karriere. Da aber im Rahmen der Gespräche über diesen Lebensabschnitt nicht nur die geistigen Debatten der jeweiligen Zeit seit den 50er Jahren ausführlich wiedergegeben, sondern auch die philosophischen Arbeitsschwerpunkte Spaemanns intensiv durchgesprochen werden, ist das Buch nicht nur Biografie und kulturhistorische Zeitgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jh., sondern durchaus auch so etwas wie eine erste Einführung in das doch recht individuelle philosophische Werk eines Denkers, der auf wechselnde Zeitfragen ebenso offen einging wie er sich auch durch äußere Umstände der akademischen Karriere veranlasst durchaus immer wieder für neue Forschungsfelder offen zeigte, dabei gewissen (moralischen wie denkerischen) Prinzipien aber immer treu geblieben ist. - Eine leicht lesbare Hinführung zu einer Ausnahmeerscheinung unter den akademischen Philosophen unserer Zeit. Ab mittleren Beständen sehr zu empfehlen.

Über Gott und die Welt
Robert Spaemann
Klett-Cotta (2012)
350 S.
fest geb.