Glück und Wohlwollen
Anlässlich des 90. Geburtstags des Philosophen Robert Spaemann erscheint sein 1989 erstmals publiziertes Werk "Glück und Wohlwollen" im Klett-Cotta-Verlag erneut als Sonderausgabe. "Was heißt ¿gelingendes Leben'?", fragt der Philosoph vor dem Hintergrund der Überlegung, dass grundsätzliche Begriffe von Zeit zu Zeit neu bedacht werden müssen, weil die realen Bedingungen des Lebens sich mit der Zeit verändern. Begibt der Leser sich auf die Fährte Spaemanns, muss er sich geduldig mit Grundbegriffen der Ethik auseinandersetzen. Denn bevor man mit Aristoteles fragen kann, was wir wirklich wollen, und mit Kant der Frage folgt, was wir tun sollen, bedarf es einer Wahrnehmung, die diesen Fragen vorausgehen muss: der Wahrnehmung der allem vorausgehenden Wirklichkeit. Denn - so der Autor: "Die Wahrnehmung, die den Menschen zum Menschen macht, ist die Wahrnehmung von Sein." (S. 11) Diese "Intuition des Seins als Selbstsein" ist Gegenstand des 2. Teils des Buches, der sich mit den Bedingtheiten des "Wohlwollens" befasst. Für jeden, der vor sehr formalen philosophischen Denkformen nicht zurückschreckt, ist dieses Werk eine gute Übung. Für spezialisierte Bestände geeignet.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Glück und Wohlwollen
Robert Spaemann
Klett-Cotta (2017)
297 S.
kt.