Fabelhafte Eigenschaften

Sich selbst verwirklichen, ist die oberste Devise in angesagten Kreisen in Berlin. Affinität zur Kunst ebenso. Was wundert es dann, wenn sich die junge Julia in Hans Weinling, den berühmten Maler von Tierbildern, verliebt. Und für die neue Beziehung kaltherzig einen eher unbekannten jungen Architekten stehenlässt. Könnte Emma Julia ersetzen? Sebastian schwankt und zweifelt. Ihm gegenüber wohnt ein kauziger Schriftsteller, der eine schwierige Ehefrau hat und einen Sohn, der nie mit ihm zurecht kam. Dann gibt es noch die Kunstwissenschaftlerin als Tante, die eine Beziehung mit dem Chefrestaurator des Prado eingeht. - Trotz dieser Versammlung sehr extrovertierter Charaktere ist die Haupthandlung bewusst simpel gestrickt. Aber sie ist nur Mittel zum Ziel. Nicht die Frage "Kriegen sie sich oder nicht" treibt den Leser um, sondern sein Amüsement und sein Mitleiden mit manchem der ganz schön aufgeplusterten Protagonisten. Der Autor beschreibt eine Gesellschaftsschicht, die ihm durch seinen Hauptberuf als Feuilleton-Journalist hinreichend bekannt und vertraut ist. "Lebensecht" darf man ihm bei seinem Romanerstling bereitwillig attestieren.