Geschwister im Gegenlicht
Nach dem Tod ihres Mannes zieht sich die ehemalige Lehrerin Sonja in ein kleines Dorf an der Ostsee zurück, um ihr Leben neu zu ordnen. Kaum angekommen meldet sich ihr Bruder Rolf, zu dem der Kontakt nie eng und seit Jahren quasi abgebrochen war.
Sie willigt in seinen Besuch ein und freut sich, ihre Nichte Nina, 12 Jahre, endlich kennenzulernen. Rolf hat sich gerade von seiner Frau getrennt und Nina wurde der Schule verwiesen. Sonja versucht, auf beide einzugehen. Langsam entwickelt sich eine Nähe zwischen den ungleichen Geschwistern und sie tauschen ihre Erinnerungen an die Vergangenheit aus. Sonja hatte den Kontakt zur grausamen Mutter, einer überzeugten Anhängerin der Nationalsozialisten, schon vor Jahrzehnten komplett abgebrochen, während Rolf die Gründe dafür gar nicht kannte und sich dafür mit der problematischen NS-Vergangenheit des alkoholkranken Vaters beschäftigt. In ihrem zweiten Roman gibt Sabine Bode (zul. „Das Mädchen im Strom“, BP/mp 17/667) einen erschütternden Einblick in eine Familie im Nachkriegsdeutschland und die emotionalen Folgen für die Kinder.
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.

Geschwister im Gegenlicht
Sabine Bode
Klett-Cotta (2023)
317 Seiten
fest geb.