Brauch Blau

Die Ich-Erzählerin, eine Opernsängerin ohne Engagement, fühlt sich völlig überfordert: Ihr Mann hat sie verlassen, sie kommt nicht klar mit Jobsuche, Kindern, Haushalt und finanziellen Problemen. Sie hat immer nur funktioniert und kann nicht mehr, Brauch Blau sie muss einmal "durchatmen". Sie lässt die Kinder schlafend im Hotel zurück und geht in Bars, wo sie Alkohol und Drogen konsumiert. Als sie zwei Tage später aufwacht, sind die Kinder verschwunden. Es beginnt eine atemlose Suche, in der der Monolog der Ich-Erzählerin immer wahnhafter wird, in der Erinnerungen auftauchen an ihre schwierige Kindheit, an die Ehe und die Kinder, die ihre Karriere als Sängerin blockieren, aber auch an eine detailliert beschriebene Vergewaltigung, Obszönes, Sado-Maso und - nachdem die Kinder wiedergefunden sind -, das überraschende Angebot, die "Norma" zu singen, aber nur im Hintergrund und mit einem "singenden Hund" auf der Bühne. Die Geschichte wird in der zweiten Hälfte immer verrückter, sodass die Lesenden am Ende verwirrt zurückbleibt und nicht sicher ist, ob es sich um ein "Happy End" handelt: Hat sie die "Norma" wirklich gesungen und ist mit den Kindern glücklich? Die erste Hälfte des Romans ist eine durchaus eindringliche Schilderung einer Frau in einer verzweifelten Situation, sprachlich eindrucksvoll beschrieben. Der zweite Teil hingegen ist nur schwer erträglich; Büchereien können auf diesen Roman verzichten.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Brauch Blau

Brauch Blau

Julia Malik
Frankfurter Verlagsanstalt (2020)

217 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600738
ISBN 978-3-627-00271-8
9783627002718
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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