Wir werden fliegen

Alan verschwindet, und niemand weiß, warum. Seine Schwester Miša, Alans Freundin Nora und die Familie sind alarmiert, aber ratlos. Das Buch geht nicht auf die Suche nach dem Verschwundenen. Es lässt stattdessen die Familiengeschichte aufleben: Da Wir werden fliegen ist Alan, der schon einmal, kurz vor der Wende bei Nacht und Nebel aus dem tschechoslowakischen Žilina geflohen ist. Die Familie, die zurückblieb und sich später in Wien wiedergefunden hat. Da ist die Großmutter, die als Einzige in Žilina geblieben ist. Susanne Gregor entwickelt einfühlsam die Lebensgeschichte der Geschwister auf eine Weise, die die Leser/-innen hinein nimmt in die Gedanken- und Erlebniswelten der Akteure, in ihre Sehnsüchte und Zielvorstellungen und in die Veränderungen, die diese Erfahrungen unausweichlich fordern. Die Akteure fühlen sich hin und her gerissen zwischen zwei Ländern, von denen das eine die große Freiheit verwehrt, das andere die Sehnsucht nach Glück aber auch nicht erfüllt. Es ist ein biografisch grundierter Roman (die Familie der Autorin ist 1990 von Žilina nach Wien gezogen) von Verbundenheit ebenso wie von Trennendem und Auf-sich-allein-gestellt-Sein, von engen Grenzen und scheinbar grenzenlosen Weiten, vom Wandel der Zeit, von Verlust und Neuerfinden, von Hoffnungen und Enttäuschungen. Lesenswert.

Christiane Raeder

Christiane Raeder

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir werden fliegen

Wir werden fliegen

Susanne Gregor
Frankfurter Verlagsanstalt (2023)

251 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613799
ISBN 978-3-627-00308-1
9783627003081
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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