Die Chronik des verpassten Glücks
Der Kölner Entomologe Richard Warlo findet im Speicher zufällig alte Fotos von Pawel Król, seinem geliebten polnischen Ziehvater, der vor einiger Zeit verstorben ist, darunter auch Fotos des jungen Pawel in SS-Uniform. Warlo beschließt, sich in Polen auf die Suche nach Pawels Familie zu machen. Auf seiner Zugreise nach Sosnowitz, Pawels Geburtsort, trifft er einen Polen, dem er seine Geschichte erzählt und der ihm spontan Hilfe zusagt. Die Hilfe hat er auch dringend nötig, spricht er doch die Landessprache nicht. In Sosnowitz gelingt es tatsächlich, die Frau Pawels, Oliwia, und dessen zwei Kinder, Lucyna und Marcin, ausfindig zu machen. Oliwia ist jedoch todkrank und die Kinder wollen eigentlich nichts mit Warlo zu tun haben. Auf dem Sterbebett vertraut Oliwia noch Lucyna an, weshalb Pawel während des Krieges in den Westen geflüchtet war. Warlo erfährt kaum etwas von den Wahrheiten dieser Vergangenheit; seine Suche ist letztlich vergebens. Er muss akzeptieren, dass manche Dinge für ihn einfach im Verborgenen bleiben. - Oliwias Sohn Marcin schreibt seit eh und jeh an einem Roman mit dem Titel "Die Chronik des verpassten Glücks", der aber nie fertig wird. So ist auch das Leben der Protagonisten, das ersehnte Glück wollte und will sich nicht einstellen. Sie sind nicht willens und in der Lage, sich den Gegebenheiten zu stellen und das Beste daraus zu machen. In vielen Büchereien gut einzusetzen.
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Chronik des verpassten Glücks
Peter Henning
Luchterhand (2015)
443 S.
fest geb.