Muna oder Die Hälfte des Lebens
Der Roman beginnt mit einer fulminant erzählten dramatischen Szene, die sich im Jahr 1989 kurz nach dem 18. Geburtstag von Muna Appelius ereignet. Sie lebt mit ihrer alkoholkranken Mutter in einer ostdeutschen Kleinstadt. Auf den folgenden 400 Seiten treiben wir gemeinsam mit Muna durch die (statistisch gesehen) erste Hälfte ihres erwachsenen Lebens, mit Stationen in Berlin, London, Wien, Saint-Nazaire, Basel und wieder Berlin. Beherrscht sind diese zwei Dekaden von einer Amour fou zu dem 20 Jahre älteren und ziemlich verkorksten Magnus, ein Literaturwissenschaftler und Fotograf. Machtgefälle und Grenzüberschreitungen erfährt Muna auch in ihrem beruflichen Werdegang, sowohl bei ihren Nebenjobs als Kellnerin und Babysitterin als auch im akademischen, literarischen und journalistischen Betrieb. Durch die dramaturgisch geschickt komponierten Szenen, die wechselnden Schauplätze und zahlreichen Weggefährt:innen bleibt diese Psychografie spannend bis zuletzt. Schafft Muna es, sich von Magnus zu befreien? Wird sie beruflich Fuß fassen, vielleicht sogar eine Familie gründen? Fragestellungen über eigene Lebensentscheidungen, selbst gewählte Abhängigkeiten und den Unterschied zwischen Liebe und Begehren tun sich auf. Ein mitreißender Einblick in die Gedankenwelt einer jungen, attraktiven Frau, die ihren Weg erst finden muss. Nominiert für den Deutschen Buchpreis.
Franziska Knogl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Muna oder Die Hälfte des Lebens
Terézia Mora
Luchterhand Literaturverlag (2023)
440 Seiten
fest geb.