ich

Nono, 15, ist auf der Suche. Nach sich, nach ihrem neuen Selbst, nach ¿ Familie und Schule sind der Bezugsrahmen, der sich gerade drastisch verändert. Die Eltern erleben den zweiten Frühling ihrer Beziehung und bekommen ein zweites Kind. Mit ihrer ich Klasse kommt sie in die Oberstufe, ein neuer Mitschüler muss integriert werden. Um sich selbst bei der Frage "Wer bin ich?" auf die Spur zu kommen, probiert sie mehrere neue Outfits aus, lernt dabei Jungs kennen und tut sich schwer damit, herauszufinden, was sie will. Am Ende lässt die unerwartet frühe Geburt der kleinen Schwester alle Knoten platzen. - Die Ich-Erzählerin erlebt die Phase der pubertären Identitätsfindung und hat dabei einige Konstanten, auf die viele ihrer "literarischen Geschwister" verzichten müssen: eine beste Freundin, eine intakte Klassengemeinschaft und ein halbwegs gutes Verhältnis zu den Eltern. Was diesen Roman auszeichnet, ist die sprachlich-stilistische Gestaltung. Sehr viele kurze Abschnitte, Listen, Gegenüberstellungen, Wiedergaben von Dialogen, sowie originelle und kreative Wortschöpfungen. Besonders gern verwendet die Autorin das Hashtag (#), das in den sozialen Medien dafür sorgen soll, Inhalte zu einem Thema zu finden. Hier dient es eher einer persönlichen Zusammenfassung gerade erlebter Gefühle, wie z.B. #naschenmachtleeretaschen, #kleinstädterraffenesnicht, #we.moved.on u.v.m. Hier wird nicht die Funktion der Verschlagwortung genutzt, es verhilft eher der Hauptfigur zu ironischer Distanz. Die österreichisch gefärbte Sprache und einige landestypische Eigenheiten sind problemlos zu "übersetzen". Die Versuche, sich durch gruppenspezifische (Ver-)Kleidung neu zu erfinden, sind recht witzig, zumal die Illustrationen den selbstironischen Ton aufnehmen und verstärken. Ein besonderer Höhepunkt ist der Schluss, als mit der Geburt der Schwester das Leben der Hauptfigur mit einem Schlag auf den Kopf gestellt wird. - Für Leserinnen mit Spaß an sprachlichen Experimenten oder die ihre eigene Pubertät nicht ganz so ernst nehmen.

Astrid Frey

Astrid Frey

rezensiert für den Borromäusverein.

ich

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Sarah Michaela Orlovský. Mit Bildern von Ulrike Möltgen
Tyrolia (2017)

213 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 870549
ISBN 978-3-7022-3640-3
9783702236403
ca. 17,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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