Bei Zeiten
In seinem jüngsten Sammelband vereint Wilhelm Bruners, Priester und großer Bibelkenner mit langjähriger Israel-Erfahrung, vier Erzählungen und viele kürzere Gedichte. Zwei dieser Erzählungen kreisen um das Ende des letzten Weltkrieges, gesehen aus der Perspektive eines Kindes, das gut der Verfasser gewesen sein könnte. In der anderen Erzählung lässt Bruners einen Karawanserei-Besitzer aus Bethlehem zu Wort kommen, der sich gegen den Vorwurf verwahrt, Maria und Joseph abgewiesen zu haben. Er habe dem Paar und dem Neugeborenen vielmehr einen sicheren und geschützten Platz im Stall zugewiesen. Zu Beginn des Büchleins berichtet er von der Legende, dass Gott den Menschen die Zeit geschenkt habe, weil die Ewigkeit eine zu große Last für sie gewesen sei. Der Inhalt des schmalen Buches gliedert sich in sechs Kapitel mit den Überschriften "Zeit der Fülle", "Zwölf Meditationen zum Markusevangelium", "Zeit des Feierns", "Zeit des Krieges", "Zeit im Jahr" und "Zeit des Lebens". Vielfach ist ein Bibelzitat oder ein Bibelanklang Anlass für Bruners, seine Gedanken und Vorstellungen dazu darzulegen. Dies geschieht in abgegrenzten Zeilen, die häufig drei- oder vierhebig daherkommen und keinen Reim aufweisen. In verschiedenen Gedichten fängt die Nähe zur Prosa-Sprache die alltäglich Lebenssituation ein, so z.B. in "frühlingsahnen im märz", "reichsbürger" oder "Oberammergau 2022". Als Grundzug vieler Gedichte lässt sich ein starkes Gottvertrauen ausmachen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Bei Zeiten
Wilhelm Bruners
Tyrolia-Verlag (2023)
135 Seiten
kt.