Weil wir im Herzen barfuß sind
Was für ein zauberhafter Titel! Die Gedichtzeile des tschechischen Dichters Jan Skácel deutet die menschliche Verletzlichkeit an. Das weihnachtliche Lesebuch enthält Gedichte, Bibelstellen, Erzählungen und auch Sachtexte. Es unterscheidet sich jedoch deutlich von anderen Advents- und Weihnachtsbüchern. Die Texte sind nicht immer leicht zugänglich, sondern brauchen Ruhe und Konzentration. Wer sich darauf einlässt, der kann dem Gelesenen noch lange nachspüren. In acht Kapiteln, die Überschriften tragen wie „Alles fängt klein an“, „Eine Stunde ohne Stern im Finstern“ oder „Und die Stimme der Gottheit geht so“ finden sich bekannte und weniger bekannte Autor:innen. Else-Lasker Schüler, Hilde Domin, Rainer Maria Rilke oder Berthold Brecht zeigen das Weihnachtsgeschehen abseits von Kitsch und Lametta. Die Texte erzählen von Einsamkeit und Gottsuche und laden ein, Spiritualität zu erleben. – Vor über zwanzig Jahren ist der Band erstmals als Taschenbuch erschienen und nun vom Tyrolia Verlag in einer schönen Geschenkausgabe neu aufgelegt worden. Ein anspruchsvolles Lesebuch für alle Bestände.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Weil wir im Herzen barfuß sind
Rudolf Bischof, Klaus Gasperi (Hg.)
Tyrolia-Verlag (2023)
222 Seiten : Illustrationen
fest geb.