Der rechte Pfad
Als Kind verbringt Benni die Sommerferien oft bei seinem Vater in Welsum, einem ländlichen Ort, dessen Einwohnerinnen und Einwohner überwiegend eine sehr konservative Variante des christlichen Glaubens leben – mit klarer Rollenteilung zwischen
Mann und Frau und ausgeprägten sozialen Verhaltensregeln, die mögliche Versuchungen in Schranken halten sollen. Nach einem schmerzhaften Verlust bleibt Benni der Gemeinschaft viele Jahre lang fern, bis er als Erwachsener durch einen vermeintlichen Terroranschlag traumatisiert einen Rückzugsort sucht. In Welsum scheinen sich zwischenzeitlich manche Aspekte des täglichen Lebens modernisiert zu haben, alte Freundschaften leben wieder auf. Doch das Gemeinschaftsgefühl kann die zunehmende Vermengung mit rechten Ideologien und den gnadenlosen Umgang mit Mitgliedern, die nicht den engen Normen entsprechen, auf Dauer nicht verschleiern. – Die Kapitel des Romans alternieren zwischen der Gegenwart, in der Benni in einer Lebenskrise steckt, und der Vergangenheit, die sich zu einer Tragödie zuspitzt. Ein faszinierendes und facettenreiches Porträt einer Brüdergemeinde, sehr zu empfehlen!
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der rechte Pfad
Astrid Sozio
Picus Verlag (2024)
452 Seiten
fest geb.