Die Europäer
Die unglücklich verheiratete und mittellose, aber sehr stilsichere und weltgewandte Baronin Eugenia Münster aus Silberstadt und ihr Bruder Felix Young besuchen die reichen Verwandten in Amerika, sowohl um diese kennenzulernen, aber auch in der Hoffnung,
in der Neuen Welt eine gute Partie machen zu können. Am Ende des ganz im traditionellen Stil des 19. Jh. erzählten Romans des ungemein produktiven Autors kommt es tatsächlich zu vier Hochzeiten. Den Hintergrund und das eigentliche Thema des Romans bilden jedoch nicht die mit großem psychologischen Einfühlungsvermögen und (für den heutigen Leser völlig ungewohnter) prüder Schamhaftigkeit geschilderten Beziehungsgeschichten. Vielmehr interessiert den Autor in diesem 1878 erschienenen Roman - ganz dem Titel entsprechend - das Aufeinandertreffen der europäischen, hoch ritualisierten Kultur der sog. Besseren Kreise mit der damals schon entschieden demokratischeren und pragmatischeren Zivilisation der Amerikaner. Weder die europäische noch die amerikanische Lebenseinstellung triumphiert, vielmehr scheint im Kompromiss die Lösung zu liegen. (Interessantes Nachwort von Gustav Seibt) - Für historisch und literarisch Interessierte. (Übers.: Andrea Ott)
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Europäer
Henry James
Manesse (2015)
244 S.
fest geb.