Panik im Schtetl

In der namengebenden Geschichte schildert der Autor mit viel Humor, auf welch seltsamen Wegen, durch welche ungewöhnlichen Verhaltensweisen von russischen Mitbürgern in dem fiktiven Städtchen Kasrilewke die jiddischsprachigen Einwohner verschreckt Panik im Schtetl wurden und sich entschlossen, den Ort zu verlassen. Die anderen Erzählungen machen mit typischen Bewohnern und ihren Lebensgewohnheiten vertraut. Der Monolog eines Melamed (Religionslehrer) ist sowohl in Deutsch als auch in Jiddisch (in lateinischer Umschrift) wiedergegeben. - Scholem Alejchem begann seine literarische Laufbahn in russischer und hebräischer Sprache, wechselte dann aber in die Umgangssprache seiner Umgebung, in das Jiddische. Geistig steht er der aufklärerischen Richtung im osteuropäischen Judentum nahe. Das erklärt auch den manchmal leicht spöttischen Ton über abergläubische Bräuche. Der Übersetzer Gernot Jonas hat weitgehend den Sprachduktus, die gebräuchlichen Redewendungen, vor allem Bibel- und Talmudzitate, in seiner Fassung übernommen. So menschlich anrührend die dargestellten Personen sind, empfiehlt sich zur genussvollen Lektüre - trotz des umfangreichen Glossars - eine solide Vorstellung von den historischen Gegebenheiten und jüdischen Ritualen. Größeren Beständen empfohlen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Panik im Schtetl

Panik im Schtetl

Scholem Alejchem. Herausgegeben, aus dem Jidd. übers. und mit e. Nachwort von Gernot Jonas
Marix-Verl. (2016)

279 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 829845
ISBN 978-3-7374-1015-1
9783737410151
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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