Scandor
Tessa und Philipp erhalten auf mysteriöse Weise die Einladung zu einer Challenge, auf deren Sieger fünf Millionen Euro warten. Wer den Wettbewerb der einhundert Kandidaten gewinnen will, darf nicht lügen und muss sich verpflichten, einen neuartigen und unbestechlichen Lügendetektor namens Scandor zu tragen. Jeder Teilnehmer muss sich zudem vertraglich verpflichten, im Fall des Ausscheidens eine vorher festgelegte Aufgabe zu erfüllen, die ihn mit seinen schlimmsten Lebensängsten konfrontiert. Die Reihen lichten sich schnell, denn Scandor ist unerbittlich und entlarvt die kleinste Unwahrheit und jede noch so gut gemeinte Notlüge. Tessa und Phillip verbünden sich, denn nicht alle Teilnehmer spielen fair und versuchen, ihre Konkurrenten durch unangenehme Fragen in Bedrängnis zu bringen und sie so aus dem Wettbewerb zu werfen. Doch wer ist der geheimnisvolle Initiator der Challenge? Schon bald beginnen die beiden jungen Leute zu ahnen, dass Scandor aus sehr persönlichen Motiven zum Einsatz kommt, die viel mit der Jahrzehnte verleugneten Geschichte ihrer beiden Familien zu tun hat. - Auch in ihrem neuesten All-Age-Roman bietet Ursula Poznanski einen spannenden und gut durchdachten Plot, den man lange nicht durchschaut. Während sie den Spannungsbogen der Geschichte rund um die beiden Hauptprotagonisten durch geschickt platzierte Wendungen aufrechterhält, lässt sie ihre Leserinnen und Leser gleichzeitig am oft genug dramatischen Ausscheiden einzelner Kandidaten teilhaben. Und auch wenn die Auflösung des Rätsels am Ende dann doch ein wenig zu schnell und glatt erzählt wird, bietet der Roman neben Spannung und Unterhaltung viel Stoff zum Nachdenken über die Folgen von Lügen und Wahrhaftigkeit und über ein gedeihliches Miteinander, das ungefilterte Wahrheiten nicht immer besser machen.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Scandor
Ursula Poznanski
Loewe (2024)
447 Seiten
kt.