Wenn die Musik verklingt

Edda aus Glasgow, 87, war leidenschaftliche Jazz-Musikerin. Sie wird nachts wach, weil es heftig stürmt, und erinnert sich, dass sie mit Tochter, Schwiegersohn und Baby-Enkel auf einem Schiff ist. Ab da verschwimmen die Erinnerungen; während sie Wenn die Musik verklingt auf dem Schiff umherirrt, sich um das Baby kümmert und die Tochter nicht findet, zieht ihr Musikerleben an ihr vorüber und plötzlich sind da auch alle ihre geliebten Toten, die ihr auf dem schiffbrüchigen Boot helfen. Als sie ihre Gitarre findet und sie anstimmt, fallen ihr alle Lieblingslieder ein und alte Erinnerungen werden real, Erinnerungen an ihre Erfolge, aber auch an die Zeit, als sie harte Drogen konsumierte, vor allem aber die an ihre große Liebe Robert, den Bassisten. Musik war für sie Glaube: „Ich glaube nicht an Götter, aber an Musik. Musik kann uns die Toten nahebringen, wenigstens für eine Weile. Könnten wir sie treffen, in den sonnendurchfluteten Feldern des Gesangs, blieben wir gewiss für immer dort.” Und “Musik definiert sich über Stille. Die Lücken zwischen Tönen, Phrasen und Sätzen geben ihr Form. Ohne Stille wäre Musik bloß Lärm”. Ein Roman voller Musik, die den Leser/-innen in den Ohren klingt und zugleich eine Zeitgeschichte der Jazzmusik der 1930-60er Jahre. Höchst kunstvoll komponiert, lässt der Roman die Leser/-innen im Unklaren darüber, was real und was Vision ist. Ist Ella wirklich allein auf einem Boot im Sturm? Für Jazz-Liebhaber/-innen ein großartiges Leseerlebnis.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Wenn die Musik verklingt

Wenn die Musik verklingt

Joe Heap ; aus dem Englischen von Edith Beleites
HarperCollins (2021)

383 Seiten : Illustrationen, Noten
fest geb.

MedienNr.: 608095
ISBN 978-3-7499-0144-9
9783749901449
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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