Das Geheimnis des Pilgers

Reinhild von Winneburg hat Conlin von Langenreth nur kurze Zeit nach dem Tod ihres Mannes bei einem Überfall, den sie überlebt haben, dazu gedrängt, sie zu heiraten (siehe „Das Geheimnis des Pilgers“, BP/mp 22/408). Er stimmt zu, da seine Familie mittellos ist, sein älterer Bruder Oswald hat den Ruin herbeigeführt. Conlin will sich nun ein Geschäft aufbauen, ein Beispiel für das Zusammengehen von Adel und bürgerlicher Kaufmannsschicht, welches immer häufiger vorkommt. Da er aber an die Stelle seines Bruders wegen dessen ausbrechender geistiger Erkrankung treten muss, wird er durch den Lehnsherrn zur Übernahme eines politischen Amtes gezwungen, wodurch sein Leben eine andere Richtung nehmen wird. - Frau Schier gibt in ihrem Nachwort an, dass sie sich in diesem Buch insbesondere mit dem Umgang mit der Homosexualität im 14. Jh. beschäftigen wolle. Der heute politisch korrekte Umgang wird im Roman durch Reinhild vertreten, die in langen Ausführungen gegenüber ihrem Verlobten Conlin die gleichgeschlechtliche Liebe erklärt und verteidigt. Ihr verstorbener Ehemann Gottfried von Winneburg war homosexuell; die Ehe war sein Schutz, während er eine Beziehung mit Palmiro geheim lebte. Dieser findet einen anderen Mann, ihre gemeinsame Nacht wird ausführlich detailliert beschrieben, genauso wie das erste Zusammensein von Reinhild und Conlin als Verlobte. Offensichtlich sind aufgestellte Nackenhaare und Kribbeln ein sicheres Indiz für Erregung und sexuelles Begehren. Auch Raubritter kommen vor, die Inquisition, die Gabe, Seelenlicht zu erkennen, wie auch der Gralsschatz, nicht zu vergessen das silberne Kreuz, welches durch Temperatur, Farbe und Geräusche seinen Träger über die Menschen informiert, denen er begegnet (wie man sich so das Mittelalter vorstellt). Alles ist in einer einfachen Sprache geschrieben, die Situationen hölzern vorgestellt. Empfehlenswert, wo schon der erste Band auf Interesse stieß.