Anna Forster erinnert sich an die Liebe

Auch wenn der Titel etwas anderes suggeriert: der Roman hat eigentlich drei Hauptpersonen und aus deren Sicht wird abwechselnd die Geschichte erzählt: Da ist Anna, die mit nur 39 Jahren die Diagnose Alzheimer erhält und von ihrem Zwillingsbruder Anna Forster erinnert sich an die Liebe in ein Pflegeheim gebracht wird. Die andere Erzählerin ist Eve, eine alleinerziehende verwitwete Mutter, die eine Arbeitsstelle im Pflegeheim annimmt, um weiterhin für die Schulbehörde eine Adresse in dem gut situierten Bezirk zu haben. Die dritte Erzählerin ist ihre Tochter, die siebenjährige Clementine, die nicht nur mit den ärmlichen Verhältnissen nach dem Selbstmord ihres Vaters zurecht kommen muss, sondern auch damit, dass ihr Vater als Investmentbanker Geld veruntreut hat. Annas Krankheit wird immer deutlicher, aber sie fühlt sich zu einem gleichaltrigen Heimbewohner hingezogen. Der Kontakt wird jedoch von ihrem Bruder und der Heimleitung verhindert. Eve erkennt die Zuneigung, hilft ihnen und findet auch selbst einen neuen Partner. - Der Roman greift zwei ernste Themen auf, Demenz bei jungen Menschen und die Finanzkrise, bei denen Banker das Geld vieler Menschen veruntreut haben. Die zartfühlende Geschichte, die insbesondere durch den ständigen Perspektivwechsel interessant ist, trägt den Leser auf leichte Weise zu einem vorhersehbaren Happy End. Angehörigen Demenz-Erkrankter könnte das eher bitter aufstoßen - denn das reale Leben im Pflegeheim sieht oft anders aus. Trotzdem empfehlenswert. (Übers.: Gabriele Werbeck)

Ruth Titz-Weider

Ruth Titz-Weider

rezensiert für den Borromäusverein.

Anna Forster erinnert sich an die Liebe

Anna Forster erinnert sich an die Liebe

Sally Hepworth
Blanvalet (2018)

382 S.
fest geb.

MedienNr.: 593883
ISBN 978-3-7645-0640-7
9783764506407
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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