1966

„1966“ - das bedeutet Kalter Krieg, besonders in der geteilten Stadt Berlin. Dorthin hat es Thomas Engel aus Düsseldorf verschlagen (zul. "1965", BP/mp 20/364), der eigentlich im westlichen Teil Kriminalpolizist werden und Fälle aufklären will. 1966 Er muss aber klein anfangen und erst mal observieren. Bald wird er in die Machenschaften der Geheimdienste hineingezogen und wittert überall Agenten, Doppelagenten, CIA, Stasi, Verrat. Es wimmelt von V-Männern und -Frauen, von „Maulwürfen“. Was den Roman besonders interessant macht, sind einzelne Personen, die damals real lebten und beginnend mit dem Dritten Reich ganz bösartig „Geschichte machten“, wovon eine geheime Tonbandaufnahme existiert. Es geht z.B. um einen (von 1400) ehemaligen Nazi, der im KZ menschenverachtende Versuche macht. Von der CIA aber „umgedreht“ und mit neuer Identität ausgestattet, plaudert er die ausprobierten Verhörmethoden (einschließlich Waterboarding, Elektroschock und Einsatz von Drogen) aus. Auch im Vietnamkrieg sollen im Folgenden nordvietnamesische Kader und Intellektuelle „neutralisiert“ werden. Die CIA will 1966 unbedingt das Tonband des „Verräters Dr. Egmont“ haben, damit es nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Wiederum gibt es Verfolgungsjagden und Tote. - Der Krimi ist historisch gut recherchiert und schildert auch Details wie die schikanöse Grenzabfertigung in Berlin, den Transitverkehr und die Methoden im Stasi-Knast Hohenschönhausen. Thomas Christos ist es gelungen, Krimi, Geschichte und Politik miteinander vielfältig zu verknüpfen und fesselnd davon zu erzählen.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

1966

1966

Thomas Christos
blanvalet (2021)

446 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 605876
ISBN 978-3-7645-0737-4
9783764507374
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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