Viel näher als zu nah
Frustriert, weil er auf einer Party kein Mädchen abschleppen konnte, stiftet Lucas seinen Freund Ben auf dem Heimweg zu einem Motorradrennen an, in dessen Verlauf es zu einem tragischen Unfall kommt. Nicht nur seine eigenen Verletzungen, sondern auch Schuldgefühle machen Lucas seitdem das Leben schwer, denn durch seinen Übermut landeten auch zwei Mädchen mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Als er einige Wochen nach dem Unfall eines der Opfer besucht, um sich zu entschuldigen, trifft er überraschenderweise auf ein Mädchen aus der Partynacht. Wütend und verletzt möchte Fey Lucas für sein Verschulden hassen, doch beide können nicht verhindern, dass sie sich voneinander angezogen fühlen. - Angela Kirchner skizziert die beiden Protagonisten und ihre Probleme ernsthaft, modern und authentisch. Trotz wechselnder Perspektiven und anders, als es das glänzend-pinke Cover vermuten lässt, taucht der Leser aber deutlich tiefer in Lucas Gefühls- und Gedankenwelt ein und erlebt seinen Weg zurück ins Leben, seinen Umgang mit Schuld und seine Entwicklung von einem sorglosen zu einem verantwortungsbewussten Jugendlichen, der zu seinen Fehlern steht. - Ein berührendes Jugendbuch über Schuld und Reue, das den schwierigen Balanceakt zwischen Tragik, Spannung und Unterhaltung perfekt meistert. Kurz bevor es zu traurig, zu spannend oder zu leichtgängig wird, schwenkt die junge Autorin geschickt ab. Fällt auf und eignet sich für jeden Bestand.
Bettina Palm
rezensiert für den Borromäusverein.
Viel näher als zu nah
Angela Kirchner
Dressler (2017)
254 S.
kt.