Die Einsamkeit des modernen Menschen

Laut Martin Hecht kann, wer ständig mit der "Ich-Entfaltung" beschäftigt ist, nicht gleichzeitig am "Wir-Gefühl" arbeiten (S.39). Dabei will der Autor Einsamkeit nicht als Abwesenheit sozialer Kontakte verstanden wissen, sondern als Verlust tiefer Die Einsamkeit des modernen Menschen emotionaler Bindungen. Er schreibt, dass Freundschaften oft durch Netzwerke ersetzt worden seien, als anschauliches Beispiel dafür führt der Journalist und Autor unter anderem die sozialen Medien an. Plattformen wie Facebook, Instagram und Co seien gerade dazu geschaffen, den eigenen Individualismus zur Schau zu stellen und dort nach Anerkennung zu suchen. Doch das Individuum, dem Anerkennung in sozialen Medien oder sonst wo verwehrt bliebe, leide darunter. Dieser Frust kann zu Hass und Ablehnung führen und gefährde letztlich die demokratische Gesellschaft. - Die Individualismus- und Kapitalismuskritik von Hecht mag auf den ersten Blick plausibel klingen, insbesondere wenn man auf den (social) Media Konsum vieler junger Menschen schaut. Doch steuern wir tatsächlich auf eine Gesellschaft von Egoisten zu? Eben jene "jungen Leute" liefern nicht nur den scheinbaren Beweis für diese These, sie widerlegen diese auch. So zeigen beispielsweise die Fridays for Future-Demonstrationen, dass die Jugend ein starkes Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft entwickelt hat. Das Bild des modernen Menschen, das Hecht zeichnet, ist eindimensional und mit wenig Hoffnung.

Sebastian Heuft

Sebastian Heuft

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Einsamkeit des modernen Menschen

Die Einsamkeit des modernen Menschen

Martin Hecht
Dietz (2021)

203 Seiten
kt.

MedienNr.: 604756
ISBN 978-3-8012-0588-1
9783801205881
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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