Das Weiße Schloss
Die Beziehung zwischen Ada und Yves - in einer wohl nicht allzu fernen Zukunft - ist geprägt von Leidenschaft, Freiheit und Spontaneität. Als sich die beiden entscheiden, Eltern zu werden, wählen sie das Angebot des Weißen Schlosses, das ihnen in ihrer abgeschotteten privilegierten Gesellschaft zur Verfügung steht. Dort gebären junge talentierte Frauen mittels künstlicher Befruchtung die Kinder interessierter Paare und kümmern sich auch in den folgenden Jahren um die Erziehung des Nachwuchses, während die Rolle der biologischen Eltern sich auf regelmäßige Besuche beschränkt. Einerseits wird somit der auch finanziell lukrative Beruf der Mutter geschaffen, andererseits können Kunden wie Ada und Yves ihre Elternschaft auf ein ihrer Lebensvorstellung entsprechendes Maß beschränken. - Christian Dittloffs Debütroman porträtiert ein Konzept von Familie, das bei näherer Betrachtung als eine logische Konsequenz des gesellschaftlichen Wandels aufgefasst werden könnte. Die biologischen Details sowohl der Zeugung und Schwangerschaft als auch der gleichberechtigten und offenen sexuellen Beziehung zwischen den Protagonisten werden mit großer Präzision in den Text integriert. Darüber hinaus zeigen einzelne Rückblicke auf Wendepunkte in der Forschung und der gesellschaftlichen Entwicklung, wie sehr sich sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die Idealvorstellungen von Elternschaft verändert haben. Ein äußerst interessantes sozialutopisches Gedankenexperiment, für Leser/innen, die sich an den detaillierten Sexszenen nicht stören, zu empfehlen!
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Weiße Schloss
Christian Dittloff
Berlin-Verl. (2018)
291 S.
fest geb.