Der junge Doktorand
An einem regnerischen Abend steht der junge Doktorand vor der Tür von Natascha und Günter Greilach. Das Ehepaar wohnt abgeschieden in einer alten Mühle, wo Günter Greilach in seinem Atelier seiner Tätigkeit als Künstler nachgeht. Nach anfänglichen
Erfolgen sind er und seine Bilder nach und nach in Vergessenheit geraten. Der junge Doktorand soll nun Abhilfe schaffen. Aus Vorfreude über diese Abwechslung hat Natascha Greilich erwartungsvoll ihre Phantasie spielen lassen und ein Bild von dem jungen Mann erschaffen, das ihr im trostlosen Alltag zum Freund und Begleiter wird und so das Leben lebenswert macht. Seit sich ihr Mann nach beruflichen Fehlschlägen und persönlichen Enttäuschungen mit den Menschen im nahegelegenen Dorf überworfen hat, lebt er zurückgezogen und eigenbrötlerisch. Kann und will der junge Doktorand den hohen Erwartungen seiner Gastgeber überhaupt gerecht werden? Dieses perfekte "Kammerspiel" kommt ohne Einteilung in Kapitel aus. Die gegenseitigen Sticheleien der Eheleute, die sich zu sprachgewaltigen Wortgefechten im Beisein des jungen Doktoranden entwickeln, der sich derweil mit seinem Telefon beschäftigt, sind einerseits amüsant, entbehren andererseits nicht einer besonderen Tragik, die sich unter der Oberfläche der Dialoge zeigt und den Leser/-innen in den Bann zieht. Unbedingte Empfehlung für diesen Roman, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.

Der junge Doktorand
Jan Peter Bremer
Berlin-Verl. (2019)
175 S.
fest geb.