Kit Armstrong – Metamorphosen eines Wunderkinds
Von "Reife" hält Kit Armstrong, geboren 1992 in Los Angeles, nichts. Ihm geht es, wie er seiner ihm auf dem bewundernswert geradlinigen Weg zum Ausnahme-Konzertpianisten mit Hang zu den Naturwissenschaften folgenden Porträtistin versicherte, vielmehr um "Veränderung". Auch die Einschätzung als Wunderkind - damit wirbt der Verlag auf dem Cover - ist seine Sache nicht. Das von Inge Koepfer beflissen und variationsreich gezeichnete Persönlichkeitsbild ist das eines instinktiv von seiner taiwanischen Mutter, dann aber gezielt von großen Musikern wie Alfred Brendel, Leonard Bernstein oder Benjamin Kaplan geförderten überragenden Talents für Musik. Dazu eines mathematisch Frühbegabten, der schon im Vorschulalter komponierte und Mozart-Partituren las, wenn er sich auch noch nicht vorstellen konnte, wie sie klingen. J.S. Bach und Franz Liszt versteht und interpretiert Armstrong auf seine ganz persönliche Weise. Befremdlich, dass er, der mit 20 Jahren eine Kirche in Nordfrankreich kaufte, um dort zu wohnen und Festivals auszurichten, Bach-Kantaten zu seinen Lieblings-Kompositionen zählt und sakrale Orgelwerke überaus liebt, ein "bekennender Areligiöser" (S. 133) sein soll. Der hochbegabte Musik-Star mit einem enormen Spektrum an Konzerten auf der ganzen Welt hätte, dem überragenden Text gemäß, wenigstens auf zwei Foto-Strecken vorgestellt werden müssen. - Für Klassik-Fans.
Hans Gärtner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kit Armstrong – Metamorphosen eines Wunderkinds
Inge Kloepfer
Berlin Verlag (2024)
252 Seiten
fest geb.